In den vergangenen Tagen habe ich wieder ein wenig über das Urheberrecht nachgedacht. Zum Teil angeregt durch eine Diskussion mit einem guten Freund, zum Teil wegen eines Artikels auf golem.de über Jan Delay. Es ist nach wie vor meine persönliche Überzeugung dass Filesharing nicht kriminalisiert werden darf. Dennoch sehe ich im Vergleich zu freier Software einen wichtigen Unterschied bei freier Musik.
Man könnte Richard Stallman als Vater der Open-Source-Bewegung bezeichnen. Und viele Gedanken zur freien Software treffen meiner Meinung nach auch auf freie Musik zu. Ich persönlich empfinde das Urheberrecht oft eher als Einschränkung meiner künstlerischen Freiheit. Da bei strenger Auslegung eine zeitlich direkte Aufbereitung aktueller Musik eigentlich nicht mehr möglich ist. Das ist vermutlich mit ein Grund, warum ich improvisierte Musik bevorzuge, diesen Moment der Kreation kann mir niemand streitig machen.
Der gravierende Unterschied, von dem ich sprach, liegt aber in der wirtschaftlichen Verwertbarkeit. Ein guter Programmierer hat immer Aussichten auf einen guten Job. Ein Musiker muss um finanziell gut über die Runden zu kommen vor allem sozial gut vernetzt sein, das hat dann mit Talent oft genug wenig zu tun. Hinzu kommt, was Filesharing betrifft, dass Software immer nur mit bestimmter Hardware kompatibel ist, Audio-Dateien laufen auf der allermeisten Hardware. Bei Software liegt die Einschränkung in der engen Verknüpfung mit den Komponenten, bei Musik kann die Einschränkung durch einmaliges Abspielen und gleichzeitiges Aufnehmen sofort umgangen werden.
Nichtsdestotrotz sind diese Gedanken wiederum mit ein Grund warum ich finde dass Musik einen Mehrwert durch die Art der Aufbereitung haben muss. Ein 128kbps-mp3-Album darf nicht das selbe kosten wie eine 12-Zoll-Schallplatte.
In meinem persönlichen Weltbild ist der Computer, die Festplatte, das Internet eine Erweiterung meines geistigen Fassungsvermögens. Ich denke dabei an eine Unterteilung der Art Kurzzeitgedächtnis, Langzeitgedächtnis und elektronisches Gedächtnis. Allerdings ist der entscheidende Faktor dabei die Menge und nicht die Zeit. Man kann niemandem einen Vorwurf daraus stricken mediale Inhalte zu konsumieren und zu memorieren, warum das mit dem elektronischen Gedächtnis ein anderer Sachverhalt sein soll ist mir schleierhaft.
Zu hoffen bliebe, dass sich in der Musik und den anderen Künsten irgendwann doch noch eine ernstzunehmende freie Szene etabliert...
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